Bericht 38: Militärstaat China

 

Chinas wilder Westen (21. Aug - 31. Aug)

  • 22. Aug: Taschkurgan - Kelasu 55,6 km
  • 23. Aug: Kelasu - Karakul See 45,5 km
  • 24. Aug: Karakul See - Kashgar 191,8 km
  • 25. Aug - 31. Aug: Kashgar
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Westchina - So hatten wir uns China nicht unbedingt vorgestellt... ..aber als Polizeistaat schon eher, diese Soldaten sind aber überaus freundlich zu uns.
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 Neugierige Tadschiken fallen über unser Fahrrad her China - Karakorum Highway - Pause am Strassenrand

Militärstaat China - Voller Spannung geht es an die Grenze

Der Bus fährt die letzten 200 Meter über den Grenzstrich zwischen China und Pakistan. Wir sind schon total aufgeregt! Wir wollen ja mindestens die nächsten 4 Monate in diesem Land verbringen, vielleicht auch mehr. Und viele Touristen haben uns auch von unangenehmen Dingen in diesem Land berichtet, dass die Chinesen keine Manieren hätten, unfreundlich seien und einen auch sprachlich nicht verstehen könnten. Die erste Gepäckkontrolle in China ist mit der laxen Kontrolle in Pakistan jedenfalls nicht zu vergleichen. Alles muss vom Bus geladen werden, den wir hier ja gezwungenermassen nehmen müssen, da die Chinesen keine Individualradler passieren lassen - Militärgebiet. Benny geht 20 Meter weiter um mal zu schauen wie es wohl weitergeht, wird aber sofort vom chinesischen Soldaten gestoppt, mit der Aufforderung: "Bitte stellen Sie sich hinten an der Reihe an!" Auch beim Gang auf die Toilette - 4 Plumsklos nebeneinander, die Tür fehlt - kommt ein Soldat mit und passt auf, dass man keine verbotenen Sachen macht - was auch immer das sein soll.

Doch nachdem alle Pakistanis ausgiebig gefilzt wurden, kommen auch wir an die Reihe. Doch nun schlagen die Chinesen einen ganz anderen Ton an, und Sie sind ganz aufgeregt über die kleinen Flaggen von all den Ländern die wir schon bereist haben. Sie fragen uns nur: "Haben Sie eine Waffe dabei?" Nein, sagen wir. "Sind Sie sicher?" Ja, natürlich haben wir keine Waffe dabei. "Alles klar, Sie können durchgehen" sagen die Chinesen, und wir wundern uns ein bischen, dass Sie gar kein Interesse daran haben in unsere Taschen zu sehen, obwohl das Gepäck der pakistanischen Touristen doch so ausgiebig durchsucht wurde. Noch anderthalb Stunden müssen wir im Bus sitzen, dann wiederholt sich das Spiel mit dem Gepäck an der wirklichen Immigration nach China in Taschkurgan, die Pakistanis werden gut kontrolliert, unser Gepäck wird nur geröngt, nicht aber geöffnet, dann bekommen wir endlich unseren Einreisestempel und können uns frei in China bewegen. Frei? Na, hoffentlich, nach all dem was wir schon gehört haben!

Interessanterweise berichteten andere Reisende, die letztes Jahr China besucht haben, von ausgiebigen Kontrollen. Ein Berliner erzählt uns, dass vor ein paar Wochen während der Kontrolle ein Propagandafilm der chinesischen Regierung gedreht wurde. Alle Touristen mussten sich brav in eine Reihe stellen und im Chor sagen, das die Grenzbeamten sie freundlich und korrekt abgefertigt haben. Olympia steht vor der Tür und so ist China wahrscheinlich besonders darauf bedacht, in der Welt einen guten Eindruck zu hinterlassen. Somit sind wohl fürs erste die Zeiten vorbei, wo einem der Grenzbeamte den Pass entgegenschleudert. Stattdessen wird nett gelächelt, und auch im chinesischen Fernsehen erzieht die Regierung ihr Volk und verpönt beispielsweise das Spucken.

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Westchina - Traditionelle Tadschikin in aufgemotzter Tracht. Westchina - chinesisches Kind in tadschikischen Kleidern
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China - es fährt sich zumindest gut auf der frisch asphaltierten Strasse  China - Angehörige der Tadschikischen Minderheit nehmen Kontakt auf

Frei und reglementiert im Konsum-Kommunismus

Super! Nach den Restriktionen der muslimischen Länder sind hier einige Dinge, wie zum Beispiel kaltes Bier, wieder frei verfügbar! Ebenfalls geniessen wir auch das chinesische Essen. Denn die kulinarischen Genüsse liessen in Pakistan zu wünschen übrig. Erschwerend kam hinzu, dass wir Vegetarier sind und auch nicht gerne allzu scharf essen. Die unglaubliche, kaum noch für möglich gehaltene Auswahl der scheinbar endlos langen Speisekarte im chinesischen Restaurant ist für uns heute wie ein Segen, den wir genau so geniessen wie das kühle Bier. Des weiteren wissen wir aber noch nicht so ganz genau wie wir China einzuordnen haben. Ein bischen fühlen wir uns vielleicht wie in der ehemaligen DDR oder in Russland, aufgrund der Bauhausarchitektur und den vielen zwar sauberen, aber doch bunkerähnlichen Gebäuden. In der ersten chinesischen Stadt Taschkurgan schallt uns laute Propagandmusik entgegen und auch neben der Moschee in Kashgar wird zum Zeitpunkt des Muezzinrufes der Lautsprecher voll aufgedreht. Aber es gibt auch wieder alles zu kaufen in den Läden, wie bei uns zu Hause, und die weiten rechtwinkligen Strassen dieser Stadt mögen einen vielleicht an die USA errinnern.

In den ländlichen Gebieten, in denen Minderheiten wie Uighuren, Kirgisen oder Tadschiken wohnen, stehen meist jedoch nur einfache Steinhäuser, die teilweise unnatürlich geradlinig angeordnet sind. Scheinbar sind alle Minderheiten im Land von der Umsiedelungspolitik betroffen. Am anderen Morgen montieren wir einige Ersatzteile, die wir Dank unseres Sponsors Hase Bikes noch in Pakistan in Empfang nehmen durften. Als wir endlich losfahren, wundern wir uns, wie gut es sich auf einmal rollt. Klar, die Strassenoberfläche ist besser in China. Aber irgendwie fühlen wir uns schon so gut wie seit langem nicht mehr. Ob es an den hygienischen Verhältnissen liegt? In Pakistan hatte uns oft der Durchfall geschwächt, während in China alles irgendwie sauberer zu sein scheint. Durch eine Märchenlandschaft rollen wir vorbei an Kamelherden und an Dörfern vor der Minderheit der Tadschiken, immer mit Muztag Ata im Blick, was auf Türkisch "Vater aller Berge" bedeutet - dieser Riese mit circa 7500 Metern dominiert das Bild der Landschaft auf über 80 Kilometern. Später wandelt sich die Landschaft dann zur kompletten Steinwüste. Es wird langsam dunkel, und hinter einigen Felsen finden wir eine sicht- und windgeschützte Stelle zum Zelten, um uns herum nur Steine, in 500 Metern Entfernung ein kleiner Bach, und einige Kilometer über uns der riesige Muztagh Ata.

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Die Lebensstandards sind auch im Kommunismus unterschiedlich Westchina - Kamele vor dem Muztagh Ata (ca. 7500 Meter)
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 Die chinesische Mode ist bunter als die pakistanische oder deutsche Werbung vor einem Stand am Nachtmark in China

Die Minderheiten unterstützen

Am nächsten Morgen wäscht Benny die Töpfe und Teller vom Abendessen im kleinen Gebirgsbach, und ihm frieren auf dem Rückweg fast die Finger ab. Wir lassen uns wieder Zeit mit dem Losfahren - es ist uns zuerst noch ein bischen kalt, wir sind immerhin auf 3700 Metern Höhe. Und so sitzen wir nach unserem Frühstück und dem Zusammenpacken erst nach 2 Stunden und nicht wie sonst schon nach einer Stunde auf unserem Tandem. Anderthalb Stunden geht es weiter bergauf, und es ist ganz schön kalt, bevor wir dann unseren bisher höchsten Pass mit 4080 Metern erreicht haben. Dank des guten Asphalts rollt es sich erstaunlich leicht nach oben, doch wir bekommen auch langsam die Hoehe zu spüren, denn wir sind ein bisschen kurzatmig und haben leichte Kopfschmerzen. Allzuweit ist es nun nicht mehr bis zum angeblich wundervollen Karakul See, von dem wir schon viel gehört haben. In der Tat ist er wunderschoen türkisfarben und über ihm thronen die Berge Kongur mit 7719m und Muztag Ata mit 7546 Hoehenmetern.

Am Ufer stehen unzählige Jurten aus Stoff und Beton von kirgisischen Halbnomaden und Chinesen, die hier ein tourisches Domizil errichtet haben. Hungrig und ein wenig müde stoppen wir willig bei den ersten Jurten, und sogleich kommen zwei kirgisische Frauen herangestürmt und machen uns mit Gesten deutlich, dass sie uns etwas zu essen machen koennen und wir dort schlafen koennen. Wir finden sie fast ein wenig zu aufdringlich, aber da wir hungrig sind und das Geld in dieser Gegend lieber bei ihnen unterbringen wollen als bei den Chinesen, lassen wir uns darauf ein. Uns gefällt, wie das Innere der Jurte mit Teppichen ausgelegt ist und wir freuen uns schon auf das Essen. Doch anstatt zur Ruhe zu kommen, bedrängt uns fortwährend der Hausherr dort zu schlafen: "sleeping, yeeessss!" (Schlafen, jaaaaaa) und schon bald kommt ein Freund von ihm der uns auch belästigt. Wir geben dem ganzen noch eine Chance und machen ihnen deutlich, dass wir ausruhen wollen und dort nicht schlafen werden. Kurze Zeit haben wir Ruhe, doch dann will er uns Ketten aus Kamelknochen verkaufen, was wir schnell abwehren. Endgültig haben wir die Nase voll, als unsere Wirtin auf ein mal den vereinbarten Preis des Essen verdoppelt. So ein Reinfall! Wir packen all unsere Sachen und stellen uns schon darauf ein, selbst zu kochen. Doch die Faulheit siegt, wir lassen uns diesmal auf ein groesseres Jurtencamp ein, wo die Leute nicht so aufdringlich sind, welches aber auch touristisch ist. Ein eigenes Zelt verkauft "Kirgisische Handarbeiten" und es steht auch ein Reisebus auf dem Gelände. Doch wir haben grosses Glück, denn wir treffen dort eine sehr nette schweizerische Reisegruppe dort an, die uns mit Lindschokolade verwöhnt und zum Essen einlädt! Von der chinessichen Reisebegeleitung Veven erfahren wir noch, dass uns ein Viersterne-Koch aus Hongkong verköstigt, der das Stadtleben satt hatte. Abends dürfen wir sogar umsonst unser Zelt aufstellen. Ende gut, alles gut! Wir sind froh, dass wir am nächsten Morgen den Karakulsee mit einer schönen Erinnerung verlassen.

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Westchina - Uighurisches Kind Westchina - Wir auf unserem bisher höchsten Pass (4080 Meter)
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Chinesisches Vergnügungsschiessen  Traditionelles Haus

Hinab durch die Ghez-Schlucht

Vom Karakulsee geht es am nächsten Tag in einem Ritt die 190 Kilometer bis nach Kashgar. Wir verlieren insgesamt 2500 Meter an Höhe und erreichen nach über neun Stunden Fahrt entlang des Ghez-Flusses, die Ghez-Schlucht, und schliesslich durch die Wüste unser Ziel. Der Weg dorthin führt durch ländliche Gebiete in denen viele Frauen erfrischender Weise zu ihrem bunten kleinen Kopftuch oft kurze Röcke tragen. Unzählige Eselskarren zuckeln durch die Landschaft, wir überholen einen stolzen alten Reiter mit kirgisischer Tracht, dicken Brillengläsern und perfekter Haltung. Wir selbst werden immer wieder von riesigen Jeeps überholt, die immer mal wieder chinesische Touristen ausspucken, die uns freundlich um ein Foto bitten und uns Wasser und Knabbereien schenken. Die Löhne in China sind in den letzten Jahren wohl allmählich gestiegen, so dass nun auch vermehrt chinesische Touristen das eigene Land erkunden. Erst in der Dunkelheit erreichen wir Kasgar, welches wider erwartetem Verkehrschaos mit seinen breiten Alleen erstaunlich modern wirkt. In den nächsten Tagen müssen wir das alte, muslimische Kashgar in all dem Konsumdschungel sprichwörtlich suchen, während der Grossteil der Stadt voller Shoppingmeilen fast aus den Nähten platzt, aus dene oft laute Musik wummert. Viele scheinen hier ihre Aufgabe sehr ernst zu nehmen und so werden auch wir streng zurückgepfiffen, als wir einen Platz unerlaubterweise mit dem Rad befahren.

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Tofu- und Gemüsespiesse - lecker! Aber wofür die das benutzen wollen wir gar nicht wissen...
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  Buntes Treiben in den wenigen alten Gassen in Kashgar, die noch nicht von den Chinesen platt gemacht und durch breite Strassen und neue Betonklötze ersetzt wurden.

Massenreiseradlertreffen in Kashgar

Im Seman Hotel finden wir ein günstiges Zimmer und treffen dort so viele Reiseradler wie nie zuvor. Mit dabei sind auch alte Bekannte wie Alex und Nico aus Frankreich, oder auch Claude und Nathalie aus der Schweiz. Wir treffen die letzten Vorbereitungen für Tibet, und ersetzen im gut sortierten Giant-Radladen einige Verschleissteile. Ausserdem decken wir uns mit sage und schreibe 7kg Müsli und anderen Nahrungsmitteln wie Tofu, Öl, Salz, vielen Trockenfrüchten und Milchpulver ein. Immer wieder klucken wir bis früh in die Morgenstunden im Biergarten zusammen oder besuchen Abends den Nachtmarkt mit dutzenden Essensständen, die unzählige Gemüse, Tofu, Fisch, Fleischgerichte grillen. Wenn es dunkelt wird, gehen Gitarristen mit Lautsprechern und Mikrofon durch die Reihen und wer will, kann etwas zu seiner Begleitung singen oder auch selbst spielen. Wir verwschinden seit langem mal wieder in einem der "Schwarzen Löcher", wo die Zeit wie im Fluge vergeht. Es ist manchmal einfach schön, sich mit anderen Gleichgesinnten auszutauschen und die Erlebnisse aus fremden Ländern zu reflektieren, über unsere wundern Hinterteile zu sprechen oder einfach nur ein kaltes Bier im Biergarten zu geniessen, in dem wir den einen oder anderen Abend noch bis tief in die Nacht sitzen. Es fällt uns nicht leicht Kashgar zu verlassen, doch der Winter kommt bald, und zudem sind wir schon sehr auf Tibet gspannt, in dessen Richtung wir Anfang September aufbrechen werden. Schon lange haben wir immer wieder über unsere Reise durch in Tibet nachgedacht. Jetzt endlich ist dieses sagenumwobene, mystische, buddhistische Land für uns in greifbare Nähe gerückt!

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Alte Männer sitzen in einer kleinen Gasse... ...während Sie gegenüber einen riesigen "Mao" hingestellt haben.
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China - Arme Bauern auf der perfekt asphaltierten Strasse China - Xingjiang - Fernradler treffen sich in Kashgar
 
 
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Bericht 37: Die Achttausender im Norden Pakistans

Die Himmelberge in Hunza (08. Aug - 21. Aug) 

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Bericht 35: Pakistan - der Kharakorum Highway

Pakistan - Auf dem Karakorum Highway (13. Jul - 06. Aug)


 Gastfreundschaftlicher "Terrorstaat"

Schon in Indien nagen die Zweifel an uns, wie wohl unser zweiter Besuch in Pakistan aussehen würde. Nach fast 16 Monaten auf Weltreise radeln wir nun wieder nach Pakistan, denn die einzige individuell bereisbare Route vom indischen Subkontinent nach Ostasien führt über den Karakorum Highway, der Pakistan und China miteinander verbindet.

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Bericht 34: Besuch beim Dalai Lama

Bericht 33: Besuch beim Taj Mahal

Taj Mahal - Delhi

  • 03. Jun: Banbassa - Bareilly 108,5 km
  • 04. Jun: Bareilly - Etah 136,4 km
  • 05. Jun: Etah - Agra 84,4 km
  • 06. - 08. Jun: Agra
  • 09. Jun: Agra - Mathura 59,8 km
  • 10. Jun: Mathura - Kosi Kalan 42,0 km
  • 11. Jun: Kosi Kalan
  • 12. Jun: Kosi Kalan - Delhi (per Auto)
  • ab 13. Jun: Delhi
	Indien: Das Taj Mahal in Agra		Indien: Beim Taj Mahal
Indien: Das Taj Mahal in Agra Indien: Beim Taj Mahal
	Indien: Wir machen Pause bei einem Truckstop		Indien: Frauen beim Taj Mahal
Indien: Wir machen Pause bei einem Truckstop Indien: Frauen beim Taj Mahal

Es gibt Schweiss, Baby...

Für uns geht es nun für ein vorerst letztes Mal nach Indien, um uns noch das berühmte Taj Mahal anzusehen, in Delhi ein mindestens viermonatiges Chinavisum zu organisieren, und zu guter Letzt den Exilsitz des Dalai Lamas in Dharamsala zu besuchen. In der nepalesischen Tiefebene bekamen wir schon einen Vorgeschmack auf die Temperaturen, die uns in Indien erwarten. Ab 10 Uhr vormittags bereits wurde das Radeln unmöglich und erst ab 17 Uhr nachmittags wieder einigermassen erträglich. Früh aufstehen ist also angesagt! Pferdekutschen bringen ihre Fahrgäste über den Grenzfluss von Nepal nach Indien, und wieder in Indien, staunen auch wir. Erst jetzt wird uns bewusst, dass die Strassen in Indien in viel besserem Zustand sind und auch das Nahrungssortiment viel reichhaltiger ist, als in dem Land Nepal, das wir fest in unser Herz geschlossen haben. Bereits gegen 13 Uhr beenden wir den ersten Radeltag in Indien und gestatten uns eine kleine Eingewöhnungsphase, die durchaus nett ist.

Nachtfahrten

Mitten in der Nacht gegen 1 Uhr halten wir es nicht mehr im Hotelzimmer aus, die Mücken zerstechen uns, die Luft steht und wir sind hellwach. Die rettende Idee naht: Warum nicht einfach in der Nacht fahren? Die Strassen hier sind klein und unser Scheinwerfer von Son gibt uns einen phänomenalen Leuchtkegel! Gesagt, getan. Kurz vor 2 Uhr sitzen wir auf dem Rad und fahren so gut wie allein nur in Begleitung des Mondes durch die erfrischende Nachtluft auf guten Strassen. Ab und zu jagen uns ein paar müde Hunde lustlos ein paar Meter, bevor sie bald wieder in tiefen Schlaf fallen. Ab 3 Uhr treffen wir auf die ersten Bauern, deren Glöckchen der Ochsenkarren wir schon von weitem hören und deren Zigarettenglühen uns zeigt, dass auch einige Inder die Nachtkühle bevorzugen. In der Morgendämmerung ertönt auch schon der Ruf des Muezzin, denn wir befinden uns mittlerweile im vielbesiedelten Bundesstaat Uttar Pradesh, der auch von vielen Muslimen bewohnt wird. Nach zwei Stunden Fahrt in der Dunkelheit sind wir müde und würden uns am liebsten nochmal hinlegen, doch ein Kilo Mangos erweckt uns zu neuem Leben. Bis kurz vor 10 Uhr haben wir über 100 Kilometer voll und nehmen uns den Rest des Tages- hitzefrei!

	Indien: Wir werden gerammt		Indien: Wir beiden beim Taj Mahal
Indien: Wir werden gerammt Indien: Wir beiden beim Taj Mahal
	Indien: Die Burg von Agra		Indien: Hunderte Inder bedrängen uns wenn wir nur fünf Minuten in Uttar Pradesh anhalten
Indien: Die Burg von Agra Indien: Hunderte Inder bedrängen uns wenn wir nur fünf Minuten in Uttar Pradesh anhalten

Ländliches Indien

In der nächsten Nacht fahren wir "erst" gegen drei Uhr los und kriechen zum Teil über recht abenteuerliche Holperpisten mit vielen Schlaglöchern oder einfach nur über Sandpisten. Wir passieren Pfefferminzplantagen, deren Geruch an vergangene Ferienlagertage erinnert und in der Dämmerung sehen wir wieder unzählige Menschen mit einem Wasserbehälter bewaffnet Richtung Feld oder Strasse gehen - Zeit für die Morgentoilette. Das "Geschäft" wird von vielen Menschen in Indien immer noch wie beschrieben verrichtet, denn es gibt zwar auch die üblichen Hockklos, doch die können sich wenn überhaupt nur die Hälfte der Einwohner leisten. Die Menschen nutzen wirklich jede Ressource effizient aus um zu überleben, denn es gibt zu viele Menschen und zu wenig Platz. Während die Büffel in Nepal noch quietschvergnügt in den Wasserlöchern planschen konnten, sind sie in Indien wieder an kurzer Leine angebunden, und neben ihnen befinden sich bis zu zwei Meter grosse Türme, die fast kunstvoll zu Fladenhaufen aufgeschichtet sind und zu guter letzt noch mit einer Schicht Stroh eingehüllt werden. Bäume gibt es nicht mehr viele, oder sie sind ab einer gewissen Grösse heilig, so dass nun Büffelfladen als Brennmaterial dienen.

Kurz nach Sonnenaufgang winkt uns plötzlich ein Sadhu zu uns, breitet eine Decke aus, bringt uns einen Lassi (Joghurtgetränk) und Mangos. Er hat einen schrecklichen Husten und bietet uns sogar noch an, mit ihm etwas zu rauchen, was wir dankend ablehnen. Die Pause kam genau richtig und regeniert fahren wir, nachdem wir ihm eine kleine Spende gegeben haben, weiter durch schöne Alleen, in denen Affenhorden hocken.

Gewaltritt nach Agra

Zur Mittagszeit unseres zweiten Indientages machen wir Rast am heiligen Fluss Ganges und auch wir können nicht widerstehen und geniessen das erfrischende Nass. Das Bad in ihm soll von Sünden reinigen und verspricht Absolution, auch wollen viele Hindus am Ganges verbrannt werden und ihre Asche darin verstreut wissen. Ob unsere Sünden nun bereinigt sind wissen wir nicht, doch wir füllen auf jeden Fall eine kleine Flasche mit Wasser ab, um nette Bekanntschaften damit zu erfreuen. Am frühen Nachmittag spricht uns ein Journalist an und bittet uns um ein kurzes Interview. Danach gibt er uns den Rat, noch eine Stadt weiter zu fahren, da es dort für uns sicherer sei, wir uns aber keine Sorgen machen sollen. Wir treten daraufhin nochmal die letzten 30 Kilometer kräftig in die Pedale und erreichen Etah, wo wir von einem Freund von ihm in ein Hotel zu einem akzeptablen Preis gebracht werden. Am nächsten Morgen fahren wir mit der Dämmerung los und errreichen gegen Abend endlich Agra, das selbst gegen 18 Uhr noch unendlich heiss ist. Toilettengänge werden unnötig, da wir alles vorher ausschwitzen und Duschen bringen fast keine Abkühlung mehr. Wir haben noch nie so viel geschwitzt in unserem Leben! Wir kommen in einem netten kleinen Hotel unter, das von einem freundlichen Sikkh geführt wird. Wir treffen nur einige wenige Reisende, da gerade keine Saison ist. Sobald wir das Hotel verlassen, prügeln sich die Ladenbesitzer fast um uns, denn trotz der schlechten Saison müssen die teuren Mieten rund ums Taj Mahal bezahlt werden.

	Indien: Extrem überladene Fahrzeuge gehören hier zum Alltag		Indien: Nach dem Auffahrunfall ist unser Schutzblech zerstört und das Rad hat eine Acht
Indien: Extrem überladene Fahrzeuge gehören hier zum Alltag Indien: Nach dem Auffahrunfall ist unser Schutzblech zerstört und das Rad hat eine Acht
	Indien: Beim Taj Mahal in Agra		Indien: Das Weltberühmte Taj Mahal in Agra
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Das Taj Mahal

Lange haben wir uns geweigert, das Taj Mahal anzusehen, da wir zum einen schon viele wunderschöne Moscheen im Iran gesehen haben. Zum anderen wollten wir den stolzen Preis von ca. 13 Euro pro Person, der dem 37fachen Preis entspricht, den Einheimische bezahlen müssen nicht zahlen, aber ...auch wir konnten nicht widerstehen und konnten nicht ein zweites Mal knapp daran vorbei radeln. Unverständlich für uns und ärgerlich war, dass wir unser Stativ nicht mit hinein nehmen konnten. Unser kleines Stativ wurde leider bei der Kontrolle entdeckt und konfisziert, doch trotz alledem ... es ist wirklich das beieindruckendste und schönste Gebäude unserer bisherigen Reise! Viel Spass mit den Bildern!

Einmal musste es doch passieren...

Im Gegensatz zum Taj Mahal hat uns Agra nicht verzaubert, doch wir konnten wieder nette Freundschaften schliessen wie zum Beispiel mit der 19jährigen Holländerin Scarlett, die seit nun fast einem Jahr alleine um die Welt reist. Auch das englisch-japanische Pärchen Matt und Momo konnte uns gute Tipps geben für unser baldiges Ziel Japan und wussten lustige Geschichten zu erzählen. Nächstes Ziel für uns war Dehli, das wir nur über den Highway erreichen konnten. Wie erwartet war er viel befahren, doch zunächst lief alles gut an und schliesslich hatten wir auch schon andere Städte wie Bombay oder Kalkutta gemeistert. 110 Kilometer vor Delhi müssen wir auf die andere rechte Spur wechseln, da unsere Spur von einem LKW blockiert ist und alles war frei. Dummerweise kommt ausser Sichtweite ein Jeep mit überhöhter Geschwindigkeit angerast und rast auf uns drauf. Geschockt steigen wir ab vom Rad, zum Glück bleiben wir unverletzt und nur Schutzblech und Rücklicht sind nun im Jenseits. Der junge Jeepfahrer und seine Insassen bleiben aber im Jeep, sagen mehrmals: "One minute", und wollen scheinbar Fahrerflucht begehen.

	Indien: Wir treffen einen lieben Babu		Indien: Ziegen auf der Strasse
Indien: Wir treffen einen lieben Babu Indien: Ziegen auf der Strasse
	Indien: Wir baden im heiligen Fluss Ganges		Indien: Affen für uns eine Sehenswürdigkeit für viele Inder eine Plage
Indien: Wir baden im heiligen Fluss Ganges Indien: Affen für uns eine Sehenswürdigkeit für viele Inder eine Plage

Schuld ist natürlich der Ausländer...

Das kann doch wohl nicht wahr sein! Wir lassen uns das nicht gefallen und Benny kann den Fahrer erst bewegen zu öffen, als er ihm fast ins Auto durch die offene Fensterscheibe kriecht. Das Auto ist nämlich zentral verriegelt. Mandy bleibt am Rad bei den Wertsachen, während ein grosses Palaver mit den Insassen beginnt. Der ganze Schlamassel lockt natürlich noch unzählige Schaulustige an, während wir beharrlich den ersten Stau in unserem Leben verursachen. Scheinbar ruft jemand die Polizei, doch nach einer Stunde ist immer noch niemand da. Irgendein Idiot fasst Mandy noch an den Hintern und unsere Stimmung ist komplett im Eimer. Zu allem Übel sind nun auch noch 5 Leute mit Videokamera da, und die Insassen behaupten natürlich, dass es unsere Schuld ist. In diesen Momenten hassen wir Indien aus tiefstem Herzen und das nicht wegen der Hitze, wie manche vielleicht denken - sondern allein wegen den Indern! Und was hat die ganze Aufregung gebracht? NICHTS!

Wir reparieren notdürftig unser Rad, die Polizei ist natürlich immer noch nicht da und holpern unverrichteter Dinge mit eierndem Hinterrad weiter bis in die Nacht, da natürlich wie immer zelten kaum möglich ist und kein Gasthaus in Sicht ist. Dann endlich gegen 22 Uhr taucht ein für unsere Verhältnisse eigentlich zu teures Hotel auf, aber nach einigem Feilschen nehmen wir es doch, und schlafen dank guter Klimaanlage fast auch den gesamten nächsten Tag durch. Am übernächsten Tag laden wir unser gebeuteltes Rad resigniert auf einen Jeep, um per Geländewagen die letzten 110 Kilometer nach Delhi zurückzulegen und dort das Tandem komplett reparieren zu können.

Delhi

Lonely Planet (unser Reiseführer) sei Dank finden wir in Delhi ein Hotel in einer tibetischen Kolonie, wo wir uns gerade erholen. Wie in jedem tibetischen Gasthaus der letzten Monate sind die Leute freundlich und sie lächeln sogar! Sie geben faire Preise und die Zimmer sind sauber! Unsere Vorfreude auf Tibet steigt mit jedem Tibeter, den wir hier treffen, doch erst einmal bangen wir um unser viermonatiges Chinavisum, dass wir hoffentlich am 18. Juni erhalten. Daumen drücken!

	Indien: Werbung in Indien		Indien: Das Taj Mahal
Indien: Werbung in Indien Indien: Das Taj Mahal
	Indien: Wir bedecken unser Tandem Hase Pino um bei einer Pause unsere_Ruhe zu haben		Indien: Foto Spass am Taj Mahal
Indien: Wir bedecken unser Tandem Hase Pino um bei einer Pause unsere_Ruhe zu haben Indien: Foto Spass am Taj Mahal
 
 
 
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Bericht 32: Wildtiere in Nepal

Durch Westnepal - Wildtiere im Bardia Nationalpark

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